Neurofeedback
Was versteht man unter Neurofeedback?
Neurofeedback ist ein Verfahren, das darauf abzielt, die Aktivität des Gehirns gezielt zu beeinflussen. Grundlage ist die Rückmeldung (Feedback) über elektrische Hirnströme, die gemessen und dem Anwender unmittelbar angezeigt werden. Das Ziel besteht darin, bestimmte Muster der Gehirnaktivität bewusst zu erkennen und mit der Zeit positiv zu verändern.
Wie funktioniert Neurofeedback?
Bei einer Neurofeedback-Sitzung werden über Sensoren, die auf der Kopfhaut angebracht sind, elektrische Signale des Gehirns aufgezeichnet - das geschieht mithilfe eines EEGs (Elektroenzephalogramm). Die gewonnenen Daten werden in Echtzeit analysiert und in einer für den Menschen verständlichen Form - etwa durch Bilder, Töne oder Animationen - dargestellt.
Die Person, die trainiert, sieht beispielsweise eine Grafik, die sich verändert, je nachdem, wie sich die Gehirnaktivität entwickelt. Positive Veränderungen, also Annäherungen an ein gewünschtes Aktivitätsmuster, werden "belohnt" - zum Beispiel durch eine flüssige Animation oder angenehme Töne. So kann das Gehirn durch Wiederholung lernen, bestimmte Zustände selbstständiger und stabiler zu erreichen, etwa mehr Konzentration oder Entspannung.
Was ist Neurofeedback-Software?
Zentrales Element jeder Neurofeedback-Sitzung ist eine spezialisierte Software. Diese Programme erfassen die EEG-Daten, analysieren die Hirnaktivität in Echtzeit und erzeugen die visuelle oder akustische Rückmeldung für den Nutzer. Neurofeedback-Software kann auf bestimmte Zielbereiche ausgerichtet sein - etwa Aufmerksamkeit, Entspannung oder Selbstregulation. Hochwertige Systeme bieten umfangreiche Einstellmöglichkeiten, Echtzeit-Datenanalyse, individuelle Trainingsprotokolle und Benutzeroberflächen für Therapeuten und Patienten.
In welchen Bereichen wird Neurofeedback eingesetzt?
Neurofeedback wird in unterschiedlichen medizinischen und psychologischen Bereichen eingesetzt. Grundlage ist immer die Erkenntnis, dass viele neurologische oder psychische Beschwerden mit einer veränderten Hirnaktivität verbunden sind. Durch gezieltes Training lassen sich diese Muster verändern – häufig ohne Medikamente und mit langfristiger Wirkung.
1. Aufmerksamkeitsstörungen / ADHS
Bei Menschen mit ADHS liegt typischerweise eine abweichende Hirnaktivität im Bereich der Selbststeuerung und Aufmerksamkeit vor. Häufig sind zu viele langsame (Theta-)Wellen und zu wenige schnelle (Beta-)Wellen aktiv. Ziel des Trainings ist es, die Aufmerksamkeit zu stabilisieren, Impulsivität zu reduzieren und die geistige Ausdauer zu verbessern.
2. Ängste und emotionale Unruhe
Ängste, innere Unruhe oder Panikzustände sind häufig mit überaktiven Gehirnregionen und mangelnder Regulation verbunden. Neurofeedback zielt hier auf eine Beruhigung des neuronalen Erregungsniveaus. Betroffene lernen, sich selbst wieder besser zu regulieren und im Alltag gelassener zu reagieren.
3. Schlafstörungen
Schlafprobleme hängen oft mit einem überaktiven Nervensystem zusammen. Neurofeedback hilft dem Gehirn, einen Zustand tieferer Entspannung zu erreichen – was das Einschlafen und Durchschlafen erleichtert. Besonders bei stressbedingter Schlaflosigkeit zeigt sich eine positive Wirkung.
4. Migräne und chronische Schmerzen
Kopfschmerzen und Migräne sind keine Bagatelle – sie beeinträchtigen Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und Psyche. Neurofeedback bietet hier eine nicht-medikamentöse Trainingsmethode, mit der Betroffene lernen, die Reizverarbeitung im Gehirn aktiv zu beeinflussen. Das Gehirn wird dabei trainiert, Reizüberflutung zu vermeiden und Stresssignale zu reduzieren. Studien zeigen, dass sich durch regelmäßiges Training die Anfallshäufigkeit und -intensität deutlich verringern lassen.
5. Epilepsie
Bei Epilepsie handelt es sich um unkontrollierte elektrische Entladungen im Gehirn, die zu Anfällen führen. Neben der medikamentösen Therapie kann Neurofeedback helfen, die neuronale Stabilität zu erhöhen. Es trainiert gezielt jene Frequenzbereiche, die mit einer erhöhten Erregbarkeit verbunden sind. Patienten berichten von verbesserter Konzentration, weniger Anfällen und mehr Selbstkontrolle im Alltag.
6. Neurofeedback im Alltag, Beruf und Leistungssport
Auch abseits medizinischer Anwendungen nutzen immer mehr Menschen Neurofeedback, etwa im Leistungssport, in kreativen Berufen oder im beruflichen Alltag. Ziel ist dabei oft die gezielte Förderung von Konzentration, mentaler Ausdauer, emotionaler Stabilität oder Stressresistenz.
Im Spitzensport hilft Neurofeedback beispielsweise dabei, den Fokus in Wettkampfsituationen aufrechtzuerhalten, Nervosität zu reduzieren oder einen Flow-Zustand zu erreichen. Künstler, Musiker oder Manager nutzen es, um kreative Blockaden zu überwinden, ihre mentale Balance zu stabilisieren oder ihre Performance unter Druck zu verbessern.
Auch im betrieblichen Gesundheitsmanagement wird Neurofeedback zunehmend als präventives Training eingesetzt – etwa zur Burnout-Prophylaxe, zur Stärkung der kognitiven Belastbarkeit oder zur Förderung achtsamer Arbeitsweisen. Die Methode ist dabei flexibel einsetzbar und kann sowohl in Einzeltrainings als auch in digitalen Settings zur Anwendung kommen.
Wo wird Neurofeedback im professionellen Bereich eingesetzt?
Professionell eingesetzt wird Neurofeedback heute vor allem in psychotherapeutischen Praxen, neurologischen Einrichtungen, Rehabilitationszentren und spezialisierten Kliniken. Darüber hinaus wird es in der Sportpsychologie, im Coaching-Bereich und im betrieblichen Gesundheitsmanagement verwendet. Besonders im Spitzensport dient es zur mentalen Leistungssteigerung, im klinischen Umfeld zur Ergänzung verhaltenstherapeutischer Maßnahmen.
Wie gut ist Neurofeedback erforscht?
Die wissenschaftliche Bewertung von Neurofeedback fällt je nach Anwendungsbereich unterschiedlich aus. Besonders bei ADHS gibt es bereits zahlreiche Studien, die positive Veränderungen zeigen. In anderen Bereichen sind die Forschungsergebnisse noch nicht so eindeutig, aber zunehmend Gegenstand intensiver Untersuchungen.
Seit wann wird Neurofeedback eingesetzt?
Die Ursprünge des Neurofeedbacks reichen bis in die 1960er Jahre zurück, als erste Studien zur operanten Konditionierung von Hirnströmen durchgeführt wurden. In den 1970er Jahren wurde es in den USA erstmals therapeutisch genutzt - zunächst vor allem bei Epilepsie. In Europa gewann die Methode ab den 1990er Jahren an Bedeutung und wird seither zunehmend in medizinischen und psychologischen Fachkreisen angewendet.
Anwendung in den USA und Europa - ein Vergleich
In den Vereinigten Staaten ist Neurofeedback bereits seit Jahrzehnten etabliert und wird dort deutlich häufiger in der Praxis eingesetzt, insbesondere bei ADHS, PTSD und im Bereich der Leistungsoptimierung. Es existieren zahlreiche Ausbildungsinstitute, Fachverbände und zertifizierte Programme. In Europa ist die Entwicklung langsamer verlaufen, jedoch wächst das Interesse kontinuierlich. Während in den USA Neurofeedback häufiger als eigenständige Behandlung betrachtet wird, ist es in Europa meist Teil eines multimodalen Therapieansatzes.
Empfohlene Neurofeedback-Geräte für verschiedene Anwendungsbereiche
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an empfohlenen Neurofeedback-Geräten, die sich in der Praxis für bestimmte Anwendungsbereiche besonders bewährt haben – etwa bei Aufmerksamkeitsproblemen, Stressregulation, Schlafstörungen, Migräne oder im beruflichen und sportlichen Kontext.
Diese Übersicht stellt gezielte Empfehlungen dar, erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Viele EEG-Headsets lassen sich flexibel in mehreren Bereichen einsetzen – etwa zur Verbesserung von Konzentration, emotionaler Stabilität oder Entspannung. Die Wahl des passenden Geräts hängt unter anderem von den individuellen Zielen, der Anwendungssituation (Therapie, Home-Training, Leistungssport) und der gewünschten Softwarelösung ab.
Eine umfassende Übersicht über weitere Neurofeedback-Headsets und Systeme – geordnet nach Einsatzbereich – finden Sie hier: Zur Gesamtübersicht im MindTecStore.
Für Aufmerksamkeit & ADHS
- Neeuro mit Cogo App: Produktlink – Neurofeedback-Training mit spielerischer App für Kinder und Jugendliche. Unterstützt gezielt Konzentration, kognitive Kontrolle und Aufmerksamkeitsfokussierung speziell bei ADHS Symthomen.
- Brainlink Lite mit Excellent Brain: Produktlink – Wissenschaftlich entwickeltes Heimtrainingssystem mit strukturierter Neurofeedback-Software speziell für ADHS und Aufmerksamkeitsförderung.
Für Ängste & emotionale Unruhe
- Brainbit Mindo: Produktlink – Hochpräzises 4-Kanal-EEG unter anderem zur Förderung emotionaler Selbstregulation sowie Abbau von Stresssympthomen
Für Schlafverbesserung
- Muse S Headset: Produktlink – Entspannungstraining, Meditation und Schlafcoaching in einem
- Neeuro mit Galini App: Produktlink – Achtsamkeit und Schlafoptimierung durch Neurofeedback
- Brainbit Mindo: Produktlink – Vielseitig einsetzbar bei Stress- und Schlafproblemen
Für Migräne & chronische Schmerzen
- Brainlink Pro: Produktlink – Fortschrittliches EEG-System zur Unterstützung bei Schmerzbewältigung
- Brainlink Lite: Produktlink – Für Neurofeedback-Training bei Spannungskopfschmerz und Migräne
Für Epilepsie-Begleitung
- Brainlink Pro: Produktlink – Fördert Konzentration, Entspannung und neuronale Stabilität bei Epilepsie
- Brainlink Lite: Produktlink – Einfache Heimnutzung mit Feedbacktraining zur Anfallsprophylaxe
Für Alltag, Beruf und Leistungssport
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Emotiv MN8 – 2-Kanal-EEG Wireless In-Ear Kopfhörer: Produktlink
Der MN8 kombiniert moderne EEG-Technologie mit alltagstauglichem Komfort. Die In-Ear-Sensoren liefern präzise EEG-Daten, während Musik, Podcasts oder Telefonate parallel möglich sind. Die Emotiv App bietet Echtzeitanalyse zu Stress, Aufmerksamkeit und kognitiver Belastung sowie geführte Meditationen und Atemübungen. Ideal für berufliche, meditative und persönliche Trainingsroutinen. -
Brainlink Tune – EEG-Audio-Headset mit Pomodoro-Technik: Produktlink
Das Brainlink Tune vereint EEG-Messung mit einem smarten Audio-Trainingssystem. Es nutzt die bewährte Pomodoro-Technik zur Steigerung von Aufmerksamkeit und geistiger Klarheit. Ideal für stressanfällige Personen, Schüler, Berufstätige oder für das Entspannungstraining zu Hause.
Schlussbemerkung
Neurofeedback ist eine Methode, die das Gehirn darin unterstützen soll, besser mit bestimmten Anforderungen umzugehen - sei es durch mehr innere Ruhe, verbesserte Aufmerksamkeit oder einen gesünderen Schlaf. Da keine Medikamente nötig sind und das Training nicht invasiv ist, wird es oft als sanfte Ergänzung zu anderen Therapien genutzt. Wichtig für den Erfolg ist eine fachgerechte Durchführung durch qualifizierte Personen.
Quellen
- Deutsche Gesellschaft für Epileptologie
- Dr. Schmitz-Salue, Fachärztin für Phoniatrie auf Pädaudiologie /HNO Heilkunde: Kopfschmerzen sind keine Lapalie
- Arns, M. et al. (2014). Evaluation of neurofeedback in ADHD. Biological Psychology.
- Hammond, D. C. (2007). What is neurofeedback? Journal of Neurotherapy.
- Gruzelier, J. H. (2014). EEG-neurofeedback for optimising performance. Neuroscience & Biobehavioral Reviews.
- Dobrushina, O. R. et al. (2020). Neurofeedback and sleep quality. Clinical EEG and Neuroscience.
- Walker, J. E. & Kozlowski, G. P. (2005). Neurofeedback treatment of epilepsy. Child and Adolescent Psychiatric Clinics.
- Biofeedback Certification International Alliance (BCIA): www.bcia.org
- European Biofeedback Foundation (BFE): www.bfe.org
Autor: Jörne Kreuder, Aktualisierung vom 5.06.2025